Dies ist der Text unserer Interpellation. Wir verlangen, dass sich Stadtrat und Schulpflege endlich fundiert mit diesem Thema auseinandersetzen und auch in der Schulraumplanung berücksichtigen:
Ausgangslage
Schulergänzende Tagesstrukturen leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie ermöglichen den Hauptbetreuungspersonen - zumeist Müttern - weiter berufstätig zu sein. Das verhindert Probleme, die oft nach einer langen beruflichen Absenz entstehen und dazu führen können, dass Unterstützungsleistungen vom Staat bezogen werden müssen, sei es Arbeitslosenunterstützung, Sozialhilfe oder im Alter Ergänzungsleistungen. Sie unterstützten auch die Integration von Kindern mit einer Fremdsprache als Muttersprache.
Tagesstrukturen sind ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor. Gerade gut Gebildete suchen ihren Wohnort auch nach der Qualität und dem Angebot der Tagesstrukturen aus. Die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf bringt der Gemeinde somit höhere Steuereinnahmen und verhindert Abhängigkeiten vom Staat.
Schulergänzende Tagesstrukturen sind zudem gesetzlich vorgeschrieben. Seit der Änderung des Volksschulgesetzes 2006 sind alle Gemeinen im Kanton Zürich verpflichtet, ein bedarfsgerechtes Angebot zur Verfügung zu stellen.
Der Kinderbetreuungsbericht der Bildungsdirektion des Kantons Zürich hat letztmals im Oktober 2020 die Situation im Kanton Zürich erhoben. Gemäss diesem lag die durchschnittliche Betreuungsquote im Jahr 2017 bei 27 Prozent. Grössere Gemeinden bzw. solche mit attraktiven Tagesstrukturen kommen gar auf Betreuungsquoten bis 51 Prozent. In Wetzikon sind es jedoch lediglich 14 Prozent.
Es ist davon auszugehen, dass auch in Wetzikon die Zahlen nicht auf diesem tiefen Niveau bleiben, sondern steigen werden. Dies sowohl aufgrund des gesellschaftlichen Wandels wie auch dem Fachkräftemangel.
Eine vorausschauende Planung ist für die Tagesstrukturen deshalb genauso wichtig wie für die restlichen Schulräume. Neue Schulhäuser sollen schliesslich für lange Zeit genutzt werden können.
Überraschend ist deshalb, dass Wetzikon in der aktuellen Schulraumplanung 2021 keine Zunahme der Betreuungsquote vorsieht. Stadtrat und Schulpflege gehen grundsätzlich davon aus, dass die Anzahl der betreuten Kinder nur prozentual zur Gesamtanzahl Kinder steigt.
Diese Schulraumplanung bildet die Grundlage für die diversen Aus- und Neubauten, welche Wetzikon plant. Aktuell sind der Projektierungskredit für das Grossprojekt Primarschule Walenbach wie auch der Kredit für den erneuten Ausbau der Schule Robenhausen beim Parlament zur Beratung. Die darin festgelegten Annahmen für die Tagesstrukturen gehen nur von einer minimalen Zunahme bis 2035 aus.
Die Unterzeichnenden sind besorgt, dass mit diesen Annahmen erneut zu knapp geplant wird. Es wäre zudem bedauerlich, wenn Wetzikon die Chancen verpasst, die ein modernes Angebot an Tagesstrukturen bietet.
Wir bitten Schulpflege und Stadtrat um Beantwortung der folgenden Fragen:
- Teilen Stadtrat und Schulpflege die Ansicht der Unterzeichnenden, dass schulergänzende Tagesstrukturen sowohl in sozialer und finanzieller Hinsicht wie auch bezüglich Standortqualität für Wetzikon von grosser Bedeutung sind?
- Welche Überlegungen haben dazu geführt, dass auch für die Zukunft mit einer sehr tiefen Betreuungsquote von ca. 14 Prozent gerechnet wird, obwohl dies nur gerade der Hälfte des kantonalen Durchschnittes entspricht?
- Besteht ein Konzept, wie zusätzlicher Platzbedarf in den Tagesstrukturen in genügender Qualität zur Verfügung gestellt werden kann, wenn der vorgesehene Raum nicht mehr genügt?
- Sind Stadtrat und Schulpflege bereit, die Gestaltung der Tagesstrukturen in Bezug auf Grösse und Qualität zu überdenken und die Schulraumplanung entsprechend anzupassen?
Wir bedanken uns für die Beantwortung der Interpellation.